Ich bin dann mal umgezogen ...

Überlegt haben wir schon richtig lange, ob wir nicht vielleicht doch aus München wegziehen sollen. Irgendwo hin, wo es weniger voll, weniger laut, weniger teuer ist. Mit weniger Feinstaub und mehr Natur. Irgendwo hin, wo wir richtig Platz für uns haben.

Und eigentlich wollen ja viele gerne raus aus München. Aber jetzt ernsthaft, wer macht das schon wirklich?


Na klar - die Pelkas.

Noch kurz vor dem Sommerurlaub gabs eine Einladung zum Vorstellungsgespräch in Heidelberg, im Urlaub die telefonische Zusage. Und dann ging es rund.

Pläne machen, tausend Dinge organisieren, doch alles hing noch in der Schwebe, bis endlich der Vertrag unterschrieben war. Erst dann konnte alles festgezurrt werden, die alte Wohnung gekündigt, eine neue gesucht, den lieben Kollegen lebwohl gesagt werden.

 

Dieser Sommer war richtig krass und er ist in Windeseile an den Autofenstern vorbeigeflogen.

Ein heißer Sommer auf der Piste, immer irgendwo zwischen der Hoffnung, diesmal eine Wohnung zu finden, die tatsächlich die angepriesenen 3 Zimmer hat und ohne 4-Jahresvertrag zu haben ist. Ging öfter mal daneben. Und die Zeit drängte.

 

Im September sollte für das Kind die Schullaufbahn starten, im Oktober der Mann seinen neuen Job anfangen, die alte Wohnung war längst gekündigt.

 

Besonders gut geschlafen habe ich diesen Wochen nicht und viel geschrieben habe ich auch nicht. Stattdessen habe ich meine eigene "Heldenreise" mit allen Höhen und Tiefen erlebt ...

Aber wie es Tunnel nun mal so an sich haben: Auch dieser hatte ein Ende und dort war Licht.

 

Leider bekamen wir unsere neue Wohnung erst zum 1. Oktober, so dass unser Kind trotz aller Bemühungen doch nach wenigen Wochen gleich mal die Schule wechseln musste, was die Sache nicht einfacher gemacht hat.

Ich durfte mich gleich doppelt durch die Hefte-Einfauflisten kämpfen.

 

Kisten packen, aussortieren ... ich war echt überrascht, wie viel Kram aus unseren Schränken kam und wie viele Kisten wir damit voll bekommen haben. Am Ende war ich froh, dass alles grade noch so in einen Laster gepasst hat.

Inzwischen ist das Jahr vorbei, der Sommer längst passé. Ein bisschen Umgewöhnungszeit hat es doch beansprucht, sich vom hektischen München auf Odenwald-Tempo einzupendeln. Hier gibts keinen Supermarkt am Ort, der Bus fährt einmal pro Stunde in das nächstgelegene Städtchen, der Bäcker hat nur bis mittags auf.

Für jemanden, der mitten aus dem Trubel kommt, ist das schon ein bisschen seltsam. Plötzlich muss man tatsächlich einen Einkaufszettel schreiben - und ihn beim Einkaufen auch benutzen, weil man nicht einfach am nächsten Tag wieder beim Penny vorbei läuft. Man beginnt sich für den Müllabfuhrkalender zu interessieren und übt sich im Schneeschnippen. Das wäre mir in München nicht passiert.

 

So langsam lichtet sich das Chaos. Alle Möbel stehen an ihrem Platz, neue sind ergänzt, der Internetanschluss ist eingerichtet, man weiß, wie hoch man Heizung drehen muss, damit die Wärme stimmt. Aus den neuen, fremden Pfaden werden ganz langsam alte Bekannte, die vielen fremden Menschen werden vertraut.

 

Und jetzt weiß ich auch wieder, warum wir umgezogen sind.

Wegen der Stille, die hier draußen herrscht. Wegen der unzähligen Sterne, von denen ich meinem Kind in München nur erzählen konnte, wegen dem Wald, der gleich am Dorfrand beginnt und durch den sich endlose Wanderwege ziehen, weil hier alles ein wenig langsamer und unaufgeregter vonstatten geht.